Ägypten
Ägypten – 14 Tage zwischen Antike und Termindruck
Keine Erholungsreise, sondern ein 14-tägiger Termindruck – aber wir haben es ja so gewollt.
Jetzt haben wir die Pyramiden gesehen und sogar angepackt. Sie haben uns beeindruckt, aber nicht gepackt.
Eigentlich wollten wir schon im November 2001 nach Ägypten, alles war geplant und gebucht. Doch dann kam Nine-Eleven. Nun, endlich (2025) haben wir es nachgeholt: 14 Tage „Ägypten umfassend erleben“.
Von Alexandria bis Abu Simbel, eine Hardcore-Bildungsreise mit Studiosus – wenn schon, denn schon. Ob wir noch einmal hierherkommen werden, ist fraglich.
Was hat uns sehr gefallen?
Die Organisation war hervorragend und bot ein echtes Rundum-sorglos-Erlebnis, bei dem die Gäste sich um nichts kümmern mussten.
Die eingesetzten Busse waren makellos – sauber und technisch einwandfrei. Ein großes Lob geht an die Busfahrer, die alle freundlich und kompetent waren.
Der Reiseinhalt war wirklich umfassend. Wir konnten in den zwei Wochen alle relevanten Sehenswürdigkeiten besichtigen.
Die Erklärungen und Erläuterungen unseres Tourguides, Ahmed, waren inhaltlich wie sprachlich zum größten Teil sehr gut.
Ein besonderes Highlight war sein ausgezeichnetes Timing bei den Besuchszeiten, wodurch wir den größten Besucheransturm an den Sehenswürdigkeiten vermeiden konnten.
Positiv ist auch die Aufnahme von nicht so bekannten Orten im Programm, die über die üblichen „Must-see“-Empfehlungen hinausgehen.
Das Grand Egyptian Museum (GEM) hat uns außerordentlich gut gefallen. Die Präsentation ist ästhetisch ansprechend, unterhaltsam und didaktisch sehr gelungen.
Fazit zur Gruppenreise
Das Fazit vorweg: Wir wissen nun genau, warum wir lieber auf eigene Faust unterwegs sind und nicht in einer Gruppe.
Ja, wir haben sehr nette Menschen kennengelernt (liebe Grüße nach Münster!). Die meisten Mitreisenden waren jedoch eher vom Typ „Länder abhaken“ oder „Hauptsache teuer, das Ziel ist zweitrangig“. Wirkliches Interesse an der antiken Kultur hatten – so mein Eindruck – nur sehr wenige.
„Umfassend erleben“ ist euphemistisch formuliert; „voller Stundenplan ohne freie Zeit“ trifft es eher. Und nach Ägypten werden wir bestimmt so schnell nicht wieder reisen.
Dennoch: Wir haben genau das bekommen, wofür wir bezahlt haben – nicht weniger, aber auch nicht mehr.
Soweit passt es, ich bin zufrieden, keine Enttäuschung.
Reiseleitung und Organisation
Die Informationsflut seitens der Reiseleitung reichte bis zum „Overflow error“. Manches wurde sehr gut erklärt, anderes eher fabuliert.
Wusste der Reiseleiter Ahmed keine Antwort, wurde kurzerhand irgendetwas erzählt.
Die Organisation war aber sehr gut. Und mit seiner Erfahrung hat Ahmed oft den größten Ansturm vermeiden können.
Kurze Story ohne Wertung, die aber ein gutes Beispiel ist: In Luxor gibt es Kutscher, die mit ihren geschundenen Pferden Touristen rumfahren. Da wollte Studiosus nicht mitmachen, boykottierte die Kutschen und fuhr die Besucher stattdessen mit Bussen herum. Weil die Pferde halt so misshandelt werden. Daraufhin wurden die Busse, die Studiosus engagierte, von den Kutschern mit Steinen beworfen.
Reaktion von Studiosus: Die Kutscher bekommen Geld und müssen die Studiosus-Gäste nicht fahren. OK. Geht es den Pferden dadurch besser? Bestimmt nicht.
Die Bauwerke: Imposant, aber emotionslos
Die „kaputten Steine“: Imposant, großartig, protzig! Aber sie haben bei uns keine Emotionen geweckt. Nur ganz selten hat ein Relief oder eine Statue über die Jahrtausende hinweg mit uns gesprochen.
Es war toll, das alles sehen zu dürfen, aber es hat nicht „Klick“ gemacht. Gesehen, danke, aber bitte nicht noch einmal.
Ich persönlich hatte auch erwartet, dass viel mehr erhalten sei. Die wirklich alten Bauwerke (Altes und Mittleres Reich) sind größtenteils restauriert und wieder aufgebaut. Erhalten sind primär die „neueren“ Bauten – die allerdings auch schon knapp 2000 Jahre alt sind.
Das Land: „Verwahrlost“
Müsste ich das Land mit einem Wort beschreiben, träfe es „verwahrlost“ wohl am besten. Klar, die Leute sind arm, aber muss man deswegen den Müll einfach vor die Tür werfen? Ob auf dem Land oder in der Stadt: Aus dem Fenster werfen, „fott“ damit.
Das Problem ist nicht nur die Optik, sondern vor allem die Hygiene. Es sollte sich doch herumgesprochen haben, dass Ratten keine idealen Mitbewohner sind. Da saß zum Beispiel der Wachmann unseres Schiffes mit seinem Brot vor der Gangway, das AK-47 fein sauber neben ihm – und um ihn herum nur Abfall. Oder in Abydos: Jemand kehrt den Weg in der Ausgrabung. Wohin mit den Zigarettenkippen? In ein Loch auf dem Gehweg, da wo eine Platte fehlte.
Die neuen Städte in der Wüste muss man gesehen haben. Überall entstehen riesige, leerstehende Wohnkomplexe im Nichts. Wie soll man dorthin und wieder wegkommen? Welche Arbeitsplätze gibt es dort? Warum werden sie gebaut? Vielleicht, weil viele Bauunternehmen dem Militär gehören, das im Staat das Sagen hat? So füllt man die Taschen und sorgt kurzfristig für Arbeit – eine echte Investition ist das nicht.
Und irgendwie sah auch die Wüste dreckig aus: links und rechts der Straße nur Abraum und viel Müll.
Die Menschen: Man wird als „Geldbeutel“ gesehen
Wegen der straffen Organisation und der Gruppengröße sind wir (zu?) wenig mit den Einheimischen in Kontakt gekommen. Ein paar freundliche Gesten und Augenblicke waren dabei. Als Tourist wird man – so mein Eindruck – aber nur als Geldbeutel gesehen. Für alles muss (soll) man zahlen, ständig schallen „1 Euro“-Rufe um einen herum.
Die Wege zu den Sehenswürdigkeiten waren ein Spießrutenlauf. Wo in anderen Ländern ein freundliches Lächeln und ein „No, Thank you“ die Sache regeln, wird man in Ägypten damit als potenzielles Opfer identifiziert und zugelabert. Hier ist unfreundliches Ignorieren und ein „Fuck you“-Gesicht oft die effektivere Methode – leider ganz und gar nicht unsere Art.
Das Antatschen für „Foto 1 Euro“ in den Gräbern im Tal der Könige führte dazu, dass ich nach mehreren freundlichen, aber wirkungslosen Versuchen zum Anschreien übergehen musste: „Don’t touch me!“ hat dann geholfen. Manchmal, auf dem Land, schimmerte so etwas wie Gastfreundschaft durch, aber nur manchmal.
Ahmeds Aussage „Ich fahre gern mit einer Studiosus-Gruppe, weil die so viel Trinkgeld geben“ ist auch eine klare Standortbestimmung – Danke dafür, da wissen wir, wie willkommen man ist.
Das Land: „Verwahrlost“
Die internationalen Flüge waren unpünktlich, was heute ja oft Standard ist. Aber dass das „Sicherheitsballett“ nicht oder nur unvollständig durchgeführt wurde, ist unverantwortlich. Kein „Cabin door Crosscheck“, kein Prüfen der Gurte. Es interessierte niemanden der Cabin Crew, dass nach dem Aufleuchten der Anschnallzeichen noch Passagiere durch die Kabine wanderten und einen Plausch hielten.
Die Kabine war schmutzig und ungepflegt. Einzig eine Purserin war aufmerksam und freundlich bei der Arbeit: die Herren Stewards daddelten auf ihren Smartphones – mit Kopfhörern, was meines Wissens für die Kabinenbesatzung verboten ist!
Auf dem Inlandsflug war dagegen alles in Ordnung und sicher. Tipp: Egypt Air vermeiden.
Essen: Kantinenstandard ohne Genuss
„Peel it, cook it or forget it!“ Das war unsere Maxime, und uns hat es – im Gegensatz zu anderen Mitreisenden – nicht erwischt. Bis auf eine heftige Erkältung, dank der Klimaanlagen. Kein Salat, keine Cremeschnittchen, nur heiße Gerichte und Brot.
Das Essen war gehobener Kantinenstandard. Etwas Landestypisches wäre schön gewesen. Einmal gab es Koshari, nicht immer Foul. Nichts zu bemängeln, aber auch ohne Genuss.
Und ganz wichtig: Zähneputzen nur mit abgefülltem Wasser und beim Duschen den Mund zu. Das Leitungswasser hat nämlich eine durchschlagende Wirkung.
Die Reiseroute
- Flug Düsseldorf – Kairo mit Egypt Air, 2 Nächte
- Fahrt nach Alexandria, 2 Nächte
- Fahrt nach Minya, 2 Nächte
- Fahrt nach Abydos, 1 Nacht
- Fahrt nach Luxor, 1 Nacht
- Nilkreuzfahrt, 4 Nächte
- Assuan, 2 Nächte
- Flug nach Kairo, 1 Nacht
- Rückflug Kairo – Düsseldorf
Endlich in Ägypten
die schönste Stadt Ägyptens…
Amarna und das netteste Hotel der Tour
Zwischenstopp auf dem Weg nach Luxor
Karnak, Luxor und ab auf´s Schiff
Ab jetzt 4 Nächte ohne Umzug 🙂
Der sagenumwobene erste Nilkatarakt und Abu Simbel
Das Great Egyptian Museum – großartig!