Zagoria
Die Zagoria - Griechenland ist mehr als Meer!
Das erst Mal waren wir 2003 dort. Ungeplant und spontan mit dem Auto via Ancona nach Igoumenitsa, wollten wir uns mal Korfu anschauen.
Nun ja, abgesehen vom Wetter – Dauerregen, dafür kann die Insel nichts – hat es uns dort nicht gefallen. Also was tun?
Der Müller hatte wieder einen Tipp für uns: die Zagoria! Was ist das denn? Kurz: eine unwegsame Bergregion im Westen Griechenlands an der Grenze zu Albanien. Der Name ist slawischen Ursprungs und bedeutet in etwa „Hinter den Bergen“. Passt.

Monodendri
Also kurz bei einem im Müller genannten Hotel „Xenodochio Monodendri“ angerufen, ob noch Zimmer zu bekommen wären.
Die freundliche Dame sagte, dass das ihr Sohn regelt und der sei gerade unterwegs, er ruft dann zurück.
Klar, dachten wir uns, der ruft zurück…
Aber nix da – Michail, so sein Name, rief tatsächlich zurück und wir haben ein Zimmer klar gemacht. Schnell zur Fähre, zurück aufs Festland nach Igoumenitsa und dann die 2 Stunden durch die Berge gefahren. Was uns dort erwartete, war einzigartig und großartig.

Eine grandiose Berglandschaft mit der – so heißt es – größten Schlucht Europas, die Agios Vikos Schlucht. Drumherum viele kleine Dörfer und Weiler, eins malerischer als das andere.
Unser Hotel war damals das einzige am Ort und authentisch bis rustikal mit z.B. gemauerten Betten. Und abends mit „Futtern wie bei Muttern“. Mittlerweile scheint es modernisiert zu sein, nach den Bildern im Netz zu urteilen hat es dabei aber wohl etwas Charme eingebüßt. Dafür gibt es jetzt wohl viele andere Übernachtungsmöglichkeiten.

Trachanas
Das Beste waren aber die Menschen. Wir hatten Kopien eines uralten Wanderführers dabei. Darin war ein Foto einer Frau, die Trachanas (eine Spezialität der Gegend, getrocknetes Mehl mit Joghurt) zubereitet. Das wollten wir gerne auch mal probieren und haben die Dame des Hauses gefragt, wo wir so etwas bekommen können.
Da fing sie an zu lachen, deutet auf das Foto und sagte, das sei sie selbst – nur 20 Jahre jünger! Nun, am nächsten Abend gab es extra für uns Trachanas mit unglaublich gutem Feta – ein sehr leckeres wärmendes Wintergericht, probiert es mal, wenn ihr die Gelegenheit dazu habt.

Auch Michail, der Sohn, war überaus nett und hilfsbereit. Er gab uns tolle Tipps für Wanderungen und Ausflüge in der Umgebung. Wir haben uns blendend verstanden.
Jahre später waren wir mit dem Wohnmobil nochmals dort und sind quasi inkognito in die Taverne gegangen. Er hat uns sofort wieder erkannt und herzlich begrüßt – wow, nach 5 Jahren. War ein sehr schöner Abend 🙂

Wandern in der Schlucht
Die Natur dort ist wirklich einzigartig und lädt zu Wanderungen ein. Aber Vorsicht! Eine Wanderung in die Agios Vikos Schlucht will geplant sein. Im Frühjahr führt der Fluss oft noch Wasser, da muss man manchmal durch Tümpel waten. Nicht weiter schlimm, nur die Schlangen stören manchmal (sic!).
Und auf jeden Fall genug, besser mehr als genug Wasser mitnehmen! Denn in der Schlucht wird es richtig heiß und es geht erst bergab (in die Schlucht) und zum Ende kommt der anstrengende Aufstieg aus der Schlucht. Wir hatten uns selten so auf ein kaltes Getränk gefreut.

Aber es gibt auch leichte Wanderungen in der Gegend, die zu den berühmten Bogenbrücken und versteckten byzantinischen Kapellen führen.
Die Anfahrt zu den Dörfern war zumindest damals nicht trivial, weil es wenig asphaltierte Straßen gab. Entweder Schotter oder viele Kilometer Umweg… Das scheint heute anders zu sein.

Fazit?
Einmalig ist es, abends auf der Terrasse zu sitzen und die Natur zu genießen. Die alten weiß gekalkten Monopatia (Eselspfade) leuchten im Mondlicht und wir hatten sogar das Glück, nachts die Wölfe heulen zu hören.
Kein Witz: dort gibt es Wölfe und Bären! Das Schild auf dem Foto ist zwar aus Florina, aber das gilt ebenso für die Zagoria. Keine Sorge, die Viecher haben mehr Angst vor uns, als wir vor denen. Die bekommt man als unbedarfter Besucher nicht zu sehen.

Fazit: die Zagoria ist tatsächlich „hinter den den Bergen“, nicht am A… der Welt, aber man kann ihn von da aus schon gut erkennen 🙂
Wie es heute aussieht, wissen wir nicht. Aber wenn ich im Netz stöbere, scheint die Gegend schon gut erschlossen zu sein, aber überlaufen bestimmt nicht. Außer vielleicht von Wohnmobilen, denn die Zagoria wird wohl in diesen Kreisen als „Geheimtipp“ gehandelt.
Wer also mit dem Auto unterwegs ist und mal was anderes erleben will, als Sonne, Strand und Meer: klarer Tipp!